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Dienstag, 17. Mai 2022
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Für ihre Arbeiten geehrt wurden Reza Malek, Metallbauer bei Di Nicola Metallbau in Amriswil, Niclaas Zwart, Automatikmonteur bei Elektro Arber in Kreuzlingen und Tom Tanner, Informatiker bei der MOWAG in Kreuzlingen (Mitte, v.l.). Bild: Stefan Böker
Sehr persönlich, sehr bewegend, sehr «woke» im positiven Sinn – die prämierten Vertiefungsarbeiten des Schuljahrs 2021/22 haben sich mit zeitgemässen Fragestellungen auseinandergesetzt. Bei der Vorstellung in der Aula des Bildungszentrums für Bau und Technik ernteten die Verfasser grossen Applaus.
Frauenfeld Den wohl mutigsten Auftritt hatte Niclaas Zwart. Seine Vertiefungsarbeit trägt den Titel «Wie ich vom Meitli zum Mann wurde.» Er habe das Thema gewählt, weil er voll dahinter stehe und das Gefühl habe, andere könnten von seiner Geschichte profitieren. Der junge Transmann wurde mit weiblichem Geschlecht geboren, fühlte sich aber nie wohl in seiner Haut. 2020 begann er eine Hormontherapie. Bei der Recherche zu seiner Arbeit habe er viel gelernt. Unter anderem, dass schon die Mayas ein drittes Geschlecht kannten. In unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft hingegen hätten viele Menschen beim Thema Transidentität weiterhin das Bild einer psychischen Störung im Kopf. Dazu stellte er klar: «Im falschen Körper geboren zu sein, ist keine Krankheit». Selbstbewusst, mit tiefer Stimme und strahlenden Augen zeigte der angehende Automatikmonteur private Fotos aus den Jahren 2016 und 2018, auf denen er sich noch wie ein Mädchen schminkte und stylte, dann immer männlicher wurde und schliesslich, auf einem Bild aus dem Juni 2021 mit maskulinem Kurzhaarschnitt, zu dem wurde, der er schon immer sein wollte.
Reza Malek weckte mit seinem Vortrag ebenfalls Emotionen. Der junge Mann aus Afghanistan hat sich mit dem Thema Rassismus beschäftigt. «Jede Vorstellung, eine ethnische Gruppe sei der anderen überlegen oder unterlegen, ist Rassismus», gab er eine für alle verständliche Definition. Er selbst habe Rassismus schon oft erfahren, sei es im Durchgangsheim, wo er als 17-Jähriger von der Heimleitung schikaniert wurde, bis hin zu den kleinen «Nadelspitzen», die er im Alltag zu hören bekam. Flüchtlinge nutzen uns nur aus, seien faul oder hinter den Frauen her: Solche Vorurteile verletzen, sagte der angehende Metallbauer. Überraschend dann sein Fazit: «Auch ich habe Vorurteile», bekannte er. «Aber ich arbeite an mir. Bitte tut das alle und steht auf, wenn ihr Rassismus begegnet.»
Ein weniger stark belastetes Thema hatte Tom Tanner gewählt: Der junge Mann setzt sich in seiner Freizeit an die Nähmaschine und entwirft Mode aus abgelegten Kleidungsstücken. Dies bewusst, um dem Trend der «Fast Fashion», also billiger Wegwerfmode von Marken wie Zara oder Primark, etwas entgegenzusetzen. «Upcycling», Altes wiederverwenden, ist sein Rezept. In seinem Vortrag informierte der angehende Informatiker nicht nur über Hintergründe der Modebranche, sondern präsentierter er auch gleich eines seiner Werke: ein altes Hemd seines Vaters, das er umgenäht und gekürzt hatte.
Im Publikum sassen zahlreiche Lernende, die sich bald ebenfalls ein Thema für ihre Vertiefungsarbeit suchen müssen. Er hoffe, dass die mit grossem Applaus bedachten Präsentationen Ansporn sein können, so Matthias Mosimann. Einleitend hatte der Prorektor Berufliche Grundbildung Vertiefungsarbeiten als wichtige Sozialisationsrituale in unserer Gesellschaft bezeichnet, wichtige Meilensteine auf dem Weg in die Gesellschaft. «Ich bin mir sicher, die meisten wissen auch noch Jahre nach dem Lehrabschluss das Thema ihrer VA», sagte er. Er sei dankbar, dass die Stiftung Jugendförderung die besten Arbeiten auszeichne und damit deren Bedeutung zusätzlich unterstreiche.
Auf die Note indes kommt es nicht an, erklärte BZT-Lehrer Eduard Frei, worauf die Jury der Stiftung achtet. Wichtig bei der Auswahl sei vielmehr ein persönlicher Bezug und innovative, aussergewöhnliche Inhalte sowie gesellschaftliche Relevanz. «Die prämierten Arbeiten in diesem Jahr sind all dies. Sie wurden mit sehr viel Herzblut verfasst», lobte Frei. «Die Preisträger dürfen stolz auf sich sein.» Auch Stiftungsratsmitglied Martin Witzig zeigte sich schwer beeindruckt und rühmte die Arbeiten als authentisch, kreativ und spannend. Es sei eine Freude gewesen, sie zu lesen.
Von Stefan Böker
Für ihre Arbeiten geehrt wurden Reza Malek, Metallbauer bei Di Nicola Metallbau in Amriswil, Niclaas Zwart, Automatikmonteur bei Elektro Arber in Kreuzlingen und Tom Tanner, Informatiker bei der MOWAG in Kreuzlingen (Mitte, v.l.). Bild: Stefan Böker
Sehr persönlich, sehr bewegend, sehr «woke» im positiven Sinn – die prämierten Vertiefungsarbeiten des Schuljahrs 2021/22 haben sich mit zeitgemässen Fragestellungen auseinandergesetzt. Bei der Vorstellung in der Aula des Bildungszentrums für Bau und Technik ernteten die Verfasser grossen Applaus.
Frauenfeld Den wohl mutigsten Auftritt hatte Niclaas Zwart. Seine Vertiefungsarbeit trägt den Titel «Wie ich vom Meitli zum Mann wurde.» Er habe das Thema gewählt, weil er voll dahinter stehe und das Gefühl habe, andere könnten von seiner Geschichte profitieren. Der junge Transmann wurde mit weiblichem Geschlecht geboren, fühlte sich aber nie wohl in seiner Haut. 2020 begann er eine Hormontherapie. Bei der Recherche zu seiner Arbeit habe er viel gelernt. Unter anderem, dass schon die Mayas ein drittes Geschlecht kannten. In unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft hingegen hätten viele Menschen beim Thema Transidentität weiterhin das Bild einer psychischen Störung im Kopf. Dazu stellte er klar: «Im falschen Körper geboren zu sein, ist keine Krankheit». Selbstbewusst, mit tiefer Stimme und strahlenden Augen zeigte der angehende Automatikmonteur private Fotos aus den Jahren 2016 und 2018, auf denen er sich noch wie ein Mädchen schminkte und stylte, dann immer männlicher wurde und schliesslich, auf einem Bild aus dem Juni 2021 mit maskulinem Kurzhaarschnitt, zu dem wurde, der er schon immer sein wollte.
Reza Malek weckte mit seinem Vortrag ebenfalls Emotionen. Der junge Mann aus Afghanistan hat sich mit dem Thema Rassismus beschäftigt. «Jede Vorstellung, eine ethnische Gruppe sei der anderen überlegen oder unterlegen, ist Rassismus», gab er eine für alle verständliche Definition. Er selbst habe Rassismus schon oft erfahren, sei es im Durchgangsheim, wo er als 17-Jähriger von der Heimleitung schikaniert wurde, bis hin zu den kleinen «Nadelspitzen», die er im Alltag zu hören bekam. Flüchtlinge nutzen uns nur aus, seien faul oder hinter den Frauen her: Solche Vorurteile verletzen, sagte der angehende Metallbauer. Überraschend dann sein Fazit: «Auch ich habe Vorurteile», bekannte er. «Aber ich arbeite an mir. Bitte tut das alle und steht auf, wenn ihr Rassismus begegnet.»
Ein weniger stark belastetes Thema hatte Tom Tanner gewählt: Der junge Mann setzt sich in seiner Freizeit an die Nähmaschine und entwirft Mode aus abgelegten Kleidungsstücken. Dies bewusst, um dem Trend der «Fast Fashion», also billiger Wegwerfmode von Marken wie Zara oder Primark, etwas entgegenzusetzen. «Upcycling», Altes wiederverwenden, ist sein Rezept. In seinem Vortrag informierte der angehende Informatiker nicht nur über Hintergründe der Modebranche, sondern präsentierter er auch gleich eines seiner Werke: ein altes Hemd seines Vaters, das er umgenäht und gekürzt hatte.
Im Publikum sassen zahlreiche Lernende, die sich bald ebenfalls ein Thema für ihre Vertiefungsarbeit suchen müssen. Er hoffe, dass die mit grossem Applaus bedachten Präsentationen Ansporn sein können, so Matthias Mosimann. Einleitend hatte der Prorektor Berufliche Grundbildung Vertiefungsarbeiten als wichtige Sozialisationsrituale in unserer Gesellschaft bezeichnet, wichtige Meilensteine auf dem Weg in die Gesellschaft. «Ich bin mir sicher, die meisten wissen auch noch Jahre nach dem Lehrabschluss das Thema ihrer VA», sagte er. Er sei dankbar, dass die Stiftung Jugendförderung die besten Arbeiten auszeichne und damit deren Bedeutung zusätzlich unterstreiche.
Auf die Note indes kommt es nicht an, erklärte BZT-Lehrer Eduard Frei, worauf die Jury der Stiftung achtet. Wichtig bei der Auswahl sei vielmehr ein persönlicher Bezug und innovative, aussergewöhnliche Inhalte sowie gesellschaftliche Relevanz. «Die prämierten Arbeiten in diesem Jahr sind all dies. Sie wurden mit sehr viel Herzblut verfasst», lobte Frei. «Die Preisträger dürfen stolz auf sich sein.» Auch Stiftungsratsmitglied Martin Witzig zeigte sich schwer beeindruckt und rühmte die Arbeiten als authentisch, kreativ und spannend. Es sei eine Freude gewesen, sie zu lesen.
Von Stefan Böker
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